Hallo ihr Großen

Kinder in einem Blumenfeld

Hallo ihr Großen hört doch mal her,
sagt uns, warum fällt euch das so schwer?

Das Hören, das Schauen, das Stillesein.
So oft fordert ihr grade dies von uns ein.

Habt ihr tatsächlich vergessen, wie es geht?
Weil ihr anderes als so viel wichtiger anseht?

Schaut doch mal wieder mit unsern Augen,
Augen, die zum genauen, liebevollen Betrachten taugen.

Wir sehen das Kleine, die Faszination
von Schnecke, Regenwurm und hören den Ton

der summenden Biene im Apfelbaum
und träumen dabei unseren Kindertraum.

Den Traum, zu dem ihr längst nicht mehr steht,
weil er nicht Hand in Hand mit eurem Verstande geht.

Euer Ohr, das hat schon so Vieles gestört,
dass es die sanften Klänge fast überhört.

So schaut uns doch zu und lernt von uns Kleinen.
Lernt es wieder das befreiende Weinen.

Das Lachen, das Streiten und das Verzeihn,
das Staunen, das Wachsen und Fröhlichsein.

Und dann, wenn eure Herzen wieder offen sind,
so offen und weit, wie bei einem Kind,

dann kommt und lasst uns ein Stück gemeinsam gehn.
Jetzt könnt ihr uns nämlich erst richtig verstehn.

Nun können wir mit euch unseren Kummer teilen,
Nun gehen wir gemeinsam den Weg, den oft steilen.

Den Weg, den wir alleine nicht wagen,
vielleicht könnt ihr uns hin und wieder auch tragen?

Tragt uns hin zu dem wunderbaren Licht.
Unsere Augen sehen schon, wie es aus den Wolken bricht.

Jetzt haltet ihr es aus, auch mal keine Antwort zu wissen,
wenn wir fragend zu euch aufsehn aus unserem Kissen.

Und weil ihr es gelernt habt wieder in und mit Kinderaugen zu sehen,
werdet ihr auch die Botschaft darin verstehen.

Die Botschaft, die von Echtheit, Reinheit und Liebe spricht,
ja auch vor der Wahrheit scheut sie sich nicht.

Die Wahrheit darüber, wie es um uns steht,
weil ein Kind das oft so viel besser, als ihr versteht.

So können wir uns gegenseitig helfen und stützen.
Und die gemeinsame Zeit, die uns bleibt, wunderbar nützen.

Sind wir nicht, ihr Großen und wir Kleinen, einander geschenkt,
von Gott, der immer und auch gerade jetzt an uns denkt?

Ihm können unsere Kinderherzen so leicht vertrauen,
lernt von uns, ihr Großen, wieder neu auf ihn zu schauen.

Ihr schenkt uns eure Liebe, das ist viel,
dafür nehmen wir euch mit, bis an unser Ziel.

 

Jutta Häberle

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin